Lesung und Gespräch mit Martin Piekar, Anna Hetzer und Mikael Vogel
Moderation: Andrea Schmidt & Jo Frank
»Lyrik als Modus« ist eine neue Veranstaltungsreihe im Verlagshaus Berlin. In loser Folge laden wir jeweils drei Autor_innen ein und diskutieren mit ihnen anhand ihrer Texte zu einem uns wichtigen Begriff in der Gesellschaft – ganz im Sinne unseres Verlagshaus-Mottos: poetisiert euch.
In der ersten Lesung der neuen Reihe geht es um »Widerstand« – Widerstand als Grundbedingung einer Literatur, die auf die Gesellschaft und ihre Machtverhältnisse reagiert, sie wiegt, aufbricht, verändert.
Sprache ist immer Teil von Widerstand. Sprache kann aggressiv und wütend sein, feinfühlig, neutral. Sie ist Reflexions- und Handlungsraum. Sie kann sich verweigern oder durch Schweigen aufgelöst werden. Im Sich-Widersetzen können kreative Spielräume erhalten oder neu eröffnet werden. Spätestens das wird im Schreiben relevant. Welche Strategien gibt es? Ist Schreiben bereits Widerstand? Was fordert widerständiges Schreiben? Bewusst in Abgründe blicken, die Blickrichtung verändern – das wollen wir mit unseren drei Autor_innen versuchen, die sich diesem Begriff auf unterschiedliche Weise nähern.
Mikael Vogel leistet mit seinem »Requiem für ein verlorenes Bestiarium« Widerstand gegen das Vergessen. Seine präzise recherchierten Fallgeschichten sind Gedenk- und Denkräume für ausgestorbene Tierarten. Sie schärfen den Blick für die Verantwortlichkeit des Menschen. Mikael Vogels Texte sind Zeugnis eines hochaktuellen und angesichts der Klimakatastrophe immer brisanter werdenden Themas: der Machtausbreitung des Menschen und seiner immer umfassenderen Monopolisierung des Planeten.
Anna Hetzer untersucht in ihren Texten die Doppelbödigkeit der Sprache. Geschichte und Geschichten, Orte und Sprachen werden zu Kippbildern ihrer selbst. Symbole der Verbindung werden ambivalent, zu Orten, wo Grenzen spürbar werden und gleichzeitig verwischen. Im Prisma ihrer Texte zerfällt große Geschichte in konkrete Bilder, die sich mit jeder Zeile neu zusammensetzen.
Martin Piekar verhandelt in seinen Texten abstrakte wie alltägliche Themen, die Emotionalität von Politik, das Politische in der Liebe, die Wut der Verzweiflung. Seine Sprache ist eine, die die Kontrolle verliert, den Kontrollverlust zelebriert. Er bewegt sich zwischen den Momenten persönlicher Verzweiflung und öffentlicher Wut und versucht dabei das Subjekt innerhalb der Gesellschaft auszuloten.
Eintritt: 6/4 EUR